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27. Juni 2012

Zwei bedeutende Auszeichnungen für IST Austria Wissenschafter

EMBO Gold Medal für Jiří Friml • ERC Starting Grant an Christoph Lampert für Projekt “Life-Long Learning for Visual Scene Understanding” • Elfter ERC Grant für IST Austria ProfessorInnen

Jiří Friml Christoph Lampert
IST Austria Professoren Jiří Friml und Christoph Lampert.

Wie heute bekannt wurde, wurden IST Austria Professoren Jiří Friml und Christoph Lampert mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet. Der European Research Council (ERC) hat das Institute of Science and Technology (IST) Austria darüber informiert, dass Professor Christoph Lampert ein ERC Starting Independent Researchers Grant (Starting Grant) zuerkannt wurde. Der Preis für Lampert, der an Computersehen und Maschinellem Lernen arbeitet, ist mit € 1,5 Mio. für fünf Jahre dotiert. Es ist der elfte ERC Grant für die 24 ProfessorInnen des IST Austria.

Jiří Friml wurde die EMBO Gold Medal 2012 verliehen. Mit dieser Auszeichnung unterstreicht die European Molecular Biology Organization (EMBO) die Qualität der molekularbiologischen Forschung, die von jungen europäischen WissenschaftlerInnen betrieben wird. Friml wechselt gerade an das IST Austria, wo er seine Arbeit zeitgleich mit der Fertigstellung des zweiten Laborgebäudes im Herbst aufnehmen wird. Die EMBO Gold Medal – sie wird jährlich nur an eine/n WissenschaftlerIn vergeben – gilt als einer der angesehensten europäischen Preise in diesem Bereich.

Präsident Thomas Henzinger zeigte sich erfreut: „Die ERC Grants haben sich zu einem Maßstab für exzellente Forschung in Europa entwickelt, weil sie nur von den allerbesten WissenschafterInnen an die hervorragendsten ForscherInnen verliehen werden. Ich gratuliere Christoph Lampert zum Erfolg und freue mich auf weitere Leistungen. Die Auszeichnung für Jiří Friml ist gleichermaßen erfreulich. Sie unterstreicht einmal mehr sein Potenzial und seine Qualifikationen. Wir beim IST Austria betrachten diese Preise als Bestätigung unserer Strategie, WissenschaftlerInnen mit ausgesprochen hohem Potenzial in einem Forschungsfeld zu uns zu holen“. Bisher haben IST Austria ProfessorInnen € 25 Mio an Fördermitteln, davon 90% aus Quellen außerhalb Österreichs, eingeworben.

Inhalt des Projekts „Life-Long Learning for Visual Scene Understanding“ ist es, Softwaremodelle und Algorithmen zu entwickeln, die es Computern erlauben, kontinuierlich und ohne vorgegebenes Laufzeitende Informationen aus visuellen Daten (Bildern und Videos) zu extrahieren. Auf diese Weise sollen Computer lernen, visuelle Szenen in einer Qualität zu interpretieren, wie Menschen es können. Die zugrundeliegende Hypothese ist, dass dies nur möglich ist, indem man Computer mit Hintergrundwissen über die visuelle Welt ausstattet. Die erfolgversprechendste Methode hierfür ist, dass Computer diese Information (semi-)automatisch aus Bilddaten extrahieren. Daher steht die Idee des lebenslangen Machinellen Lernens im Zentrum des Projekts.

Das Projekt befindet sich somit an der Schnittstelle zwischen den Forschungsfeldern des Computersehens und des Maschinellen Lernens. Die entwickelten Techniken können jedoch Anwendungen weit über diese Forschungsfelder hinaus haben, weil sie es erlauben, automatische System mit „gesundem Menschenverstand“ auszustatten, den diese bisher nicht besitzen. Weitere Anwendungen liegen in allen Forschungsfeldern, in denen große Datenmengen anfallen, so dass es nicht mehr möglich ist, alle Daten manuell zu analysieren. Mittel- bis langfristig sind auch kommerzielle Anwendungen des Projekts denkbar, etwa für intelligente Fahrassistenzsysteme.

Christoph Lampert kam 2010 an das IST Austria. Er studierte Mathematik an der Universität Bonn, wo er 2003 das Doktorat abschloss. Von 2004 bis 2007 war er am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) in Kaiserlautern tätig. Bis 2010 arbeitete Lampert dann als Forscher am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen, wo er in der Gruppe von Bernhard Schölkopf das Labor für Computersehen leitete.

ERC Starting Independent Researcher Grants (ERC Starting Grants) unterstützen junge aussichtsreiche WissenschaftlerInnen, die nachweislich über das Potenzial verfügen, eine unabhängige Forschungsgruppe zu leiten. Die Auszeichnung dient dazu, neue exzellente Forschungsgruppen zu gründen oder jüngst gegründete zu stärken.

Jiří Friml ist ein Pflanzenbiologe, der ein Doktorat an der Universität zu Köln und eines an der Masaryk-Universität in Brünn erworben hat. Nach Tätigkeiten der Universität Tübingen und der Universität Göttingen wurde Friml 2007 zum Professor am Flanders Institute for Biotechnology (VIB) in Ghent bestellt. 2011 erhielt er einen ERC Starting Grant für seine Forschungen zur Polarität und subzellulären Dynamik in Pflanzen. Jiří Friml wurde 2010 mit dem Körber European Science Award ausgezeichnet, im selben Jahr zum EMBO-Mitglied und 2011 zum AAAS Fellow gewählt.

Jiří Friml untersucht die Integration von Signalen während der Pflanzenentwicklung. Mithilfe einer Kombination von genetischen Methoden und hochauflösender Mikroskopie erforscht er, wie externe Signale (wie etwa Licht oder die Gravitation) mit Zellpolarität und intrazellulärem Transport integriert und in die Entwicklung der Pflanze übersetzt werden. Mit seiner Arbeit versucht Jiří Friml die zellulären und molekularen Mechanismen zu erforschen, die die Entwicklung von Pflanzen mit einzigartigen Fähigkeiten der Adaption ausstatten. Sein interdisziplinäres Forschungsprogramm ist am Schnittpunkt der molekularen Physiologie, der Zell- und Entwicklungsbiologie und der Evolutionsbiologie angesiedelt.

Die 1964 gegründete European Molecular Biology Organization (EMBO) ist eine Vereinigung führender BiowissenschaftlerInnen, die das Ziel verfolgt, neue Forschergenerationen bei der Erbringung hervorragender wissenschaftlicher Ergebnisse zu fördern. Die biologische Forschung in Europa soll durch die Etablierung höchster Standards auf exzellentes Niveau gehoben werden. Die Gewinner der EMBO Gold Medal erhalten eine handgefertigte Medaille und einen Betrag von € 10.000. EMBO lädt die Preisträger ein, ihre Forschung während der Preisverleihung auf der jährlichen Tagung – sie findet in diesem Jahr im November in Heidelberg statt – zu präsentieren.



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